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Free AccessEditorial

Zu viel oder zu wenig: Die optimale Ernährung bleibt eine Herausforderung in der klinischen Praxis

Too Much or Too Little: Optimal Nutrition Remains a Major Challenge for the Health Care Provider

Published Online:https://doi.org/10.1024/1661-8157/a003859

Mangelernährung betrifft Menschen in allen Lebensphasen: von Säuglingen und Kindern bis hin zu Jugendlichen und älteren Erwachsenen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bezieht sich Mangelernährung auf einen Mangel, einen Überschuss oder ein Ungleichgewicht bei der Aufnahme von Energie und/oder Nährstoffen und umfasst die folgenden drei grossen Gruppen von Erkrankungen: Unterernährung, Mikronährstoffmangel und Überernährung [1]. Während Unter- und Mikronährstoffmangel früher mit Entwicklungsländern und Überernährung mit Industrieländern in Verbindung gebracht wurden, leiden viele Teile der Welt heute unter einer dreifachen Belastung. Mit den jüngsten Fortschritten in der medizinischen Behandlung und der steigenden Zahl älterer und polymorbider Patientinnen und Patienten gibt die krankheitsbedingte Mangelernährung bei Personen mit Mehrfacherkrankungen immer mehr Anlass zur Sorge. Hier sind auch gerade die Hausärztinnen und -ärzte gefordert, die die Patientinnen und Patienten häufig über eine längere Phase ihres Lebens begleiten, den Betroffenen eine optimale Beratung zur Ernährungstherapie zu geben.

Klinische Ernährung ist somit ein zentrales Element des ärztlichen Handelns und braucht viel Wissen und praktische Erfahrung im Umgang mit konkreten Problemstellungen im klinischen Alltag. Leider ist in der Schweiz seit vielen Jahren der Stellenwert der Ausbildung im Bereich der klinischen Ernährung im Medizinstudium oftmals ungenügend, und junge Ärztinnen und Ärzte sind nicht gut vorbereitet für diese diversen Aufgaben und Kompetenzen. Seit Ende 2011 bietet nun die Gesellschaft für Klinische Ernährung der Schweiz (GESKES) neu ein Weiterbildungsprogramm für den interdisziplinären Schwerpunkt «Ernährungsmedizin» an mit dem Ziel der besseren Verankerung der Ernährungsmedizin in der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung. Ein solcher Schwerpunkt bietet fächerübergreifend interessierten Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, sich weiteres Fachwissen anzueignen und somit kompetente Partnerinnen bzw. Partner in Ernährungsfragen für Patientinnen und Patienten zu werden.

Das Verständnis des optimalen Einsatzes einer Ernährungstherapie ist hochkomplex. Der Zeitpunkt, der Verabreichungsweg sowie die Menge und Art der Nährstoffe spielen alle eine wichtige Rolle und wirken sich potenziell auf das Patientenwohl aus. Dies gilt sowohl für das Gebiet der Unterernährung wie der Überernährung. Jüngste Studien aus Schweizer Federn liefern wichtige Informationen, um die Evidenz bezüglich des Einsatzes von Ernährungstherapien und chirurgischen Therapien in bestimmten Patientenpopulationen zu stärken [2, 3]. Es bleiben aber viele noch unbeantwortete Fragen, die in Zukunft durch robuste klinische Studien angegangen werden müssen. Es ist jetzt wichtig, diese neuen Erkenntnisse in die klinische Praxis einfliessen zu lassen, um unseren Patientinnen und Patienten eine qualitativ hochwertige, sichere und optimale Versorgung zu gewährleisten.

Bibliografie

  • Schuetz P , Seres D , Lobo DN , Gomes F , Kaegi-Braun N , Stanga Z . Management of disease-related malnutrition for patients being treated in hospital. Lancet . 2021; 398 (10314):1927–1938. First citation in articleCrossref MedlineGoogle Scholar

  • Schuetz P , Fehr R , Baechli V , et al. Individualised nutritional support in medical inpatients at nutritional risk: a randomised clinical trial. Lancet . 2019; 393 (10188):2312–2321. First citation in articleCrossref MedlineGoogle Scholar

  • Peterli R , Wolnerhanssen BK , Peters T , et al. Effect of Laparoscopic Sleeve Gastrectomy vs Laparoscopic Roux-en-Y Gastric Bypass on Weight Loss in Patients With Morbid Obesity: The SM-BOSS Randomized Clinical Trial. JAMA . 2018; 319 (3):255–265. First citation in articleCrossref MedlineGoogle Scholar